Beim zweiten Mal ist alles anders – Julia Prahl, Jahrgang 1975

Beim zweiten Mal ist alles anders – Julia Prahl, Jahrgang 1975
15. August 2015 RC | Henrik

Beim zweiten Mal ist alles anders

RUNNING Company Erfolgsgeschichte Julia PrahlDiesen Mai bin ich in Hamburg meinen ersten Marathon gelaufen – ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis für mich, das eigentlich zu schön war, um wahr zu sein. Dementsprechend war schnell klar, dass das nicht mein letzter Marathon sein würde. Weil ich grundsätzlich lieber im Gelände laufe und vielleicht auch, weil ich nicht in die Verlegenheit kommen wollte zu glauben, meine für mich unglaubliche Zeit aus Hamburg von 3:50.50 h toppen zu müssen, habe ich mir für mein zweites Marathon-Abenteuer den Röntgenlauf in Remscheid ausgesucht. Klein, aber fein, und laut Ausschreibung mit 540 Hm eine neue Herausforderung, die ich mir nach der tollen Trainingserfahrung mit Bianca zugetraut habe.

Auch wenn ich das Ganze angegangen bin wie Hamburg, war am Ende doch alles anders als beim ersten Mal. Sicherlich konnte ich nicht damit rechnen, wieder 16 Wochen Vorbereitung verletzungsfrei und gesund zu schaffen. Aber eine Muskelverhärtung im Oberschenkel und ein grippaler Infekt, zwei Wochen vor dem Rennen, hätte ich nicht wirklich gebraucht. Außerdem hatte ich deutlich mehr Motivationsprobleme im Training und viel häufiger das Gefühl, dass es nicht gut lief. Aber die Ruhe und Klarheit in Biancas Training haben mir viel Sicherheit gegeben, sodass ich weniger verzweifelt und hysterisch war, als auch schon.

Dementsprechend stand ich für meine Verhältnisse gelassen am Start des Röntgenlaufs und war einfach gespannt, was passieren würde. Die ersten Kilometer des Rennens gingen über eine Schleife durch die hübsche Altstadt von Remscheind-Lennep. Auch danach, im Grunde bis zur Halbmarathonmarke, verlief die Strecke überwiegend auf Asphaltwegen, was mich etwas enttäuschte. Allerdings rollte sie von Beginn an munter rauf und runter und so kamen bis zu Km 21 schon mehr Höhenmeter zusammen, als ich erwartet hatte; es waren bereits 300 Hm und der größere Anteil sollte auf der zweiten Streckenhälfte kommen. Der gute Untergrund sorgte dafür, dass ich schneller unterwegs war, als geplant; jedenfalls bis zu einem kleinen bergauf Singletrail bei Km 17, an dem Prosecco gereicht wurde, was zu einem gewissen Rückstau führte :-).

Vom Lärm und Getümmel des Halbmarathonziels bog ich auf den zweiten Teil der Strecke ab und es war, als wäre ich in einem anderen Rennen. Nur ein Bruchteil der Läufer liefen weiter und endlich gab es auch überwiegend Naturwege. So hatte ich mir das vorgestellt. Was ich mir allerdings nicht so vorgestellt hatte, war z.B. bei Km 25 eine Serpentinen-Passage, die es rauf ging. „Wir hatten doch nur 540 Hm ausgemacht!“ – die waren aber an diesem Punkt bereits überschritten. Also gut, „Lass Dich halt überraschen, was noch so kommt“. Überrascht war ich vor allem, dass mich weder die „zu optimistisch“ angegebenen Höhenmeter aus dem Konzept brachten, noch dass ich mit mir selbst darüber „diskutieren“ musste, ob ich das Rennen schaffe oder nicht. Eine Sicherheit, die ich vielleicht auch oder gerade aufgrund der fordernden Einheiten im Training und der stetigen Beruhigung durch Bianca, dass alles gut ist, hatte.

Ich bin also einfach weiter vor mich hin gerannt. Mit den zusätzlichen Höhenmetern – am Ende waren es ca. 850 Hm – war schnell klar, dass meine Zeitvorstellung irrelevant war. Das hatte tatsächlich etwas Befreiendes. So war ich einfach nur froh, dass ich auch dieses Mal wieder bis zum Ende ohne große Krisen oder Probleme durchlaufen konnten, den „Hammermann“ wieder nicht getroffen habe und auch nichts Schlimmes passierte, als ich die 4h-Marke überschritt; so lange war ich bisher noch nie am Stück gelaufen. Ich muss aber zugeben, dass aufgrund des Profils und des Untergrundes meine Füße diesmal nicht erst ab Km 30 anfingen weh zu tun, sondern bereits bei Km 25. Das war zwar lästig, aber wirklich gestört hat es mich nicht. Außerdem heißt es doch so schön, „Wenn Du nicht mehr kannst, lauf einfach noch ins Ziel“ :-).

Das habe ich dann auch gemacht und bin nach 4:31.45 h glücklich und stolz angekommen. Im ersten Moment war ich froh, dass es vorbei war; der Marathon war definitiv nicht so leicht wie der erste, sondern eher die Realität eines solchen Rennens ;-). Umso mehr hat es mich erstaunt, dass es nur drei Tage brauchte, bis ich meine Laufschuhe wieder schnürte und raus „musste“. Nach dem Rennen habe ich mich nie gefragt, ob ich wieder Marathon laufe, sondern nur, wann und wo.

Auf die Antwort auf diese Fragen bin ich selbst sehr gespannt – freue mich aber schon jetzt darauf :-).
Bis dahin – Start running and never stop!

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